Herr Gransow, Sie haben viele Jahre als Lehrer gearbeitet und leiten seit 2005 die Universitätsgesellschaft Niebüll–Südtondern. Was motiviert Sie persönlich, Wissenschaft in die Region zu bringen?
Als ehemaliger Lehrer ist mir das Thema Wissensvermittlung natürlich sehr nahe, so habe ich auch nicht lange gezögert, als mir die Sektionsleitung bei meinem Ruhestand angeboten wurde. Die Vorträge der Universitäts-Gesellschaft richten sich getreu ihrem Motto "Wissen für alle" an eine breite Öffentlichkeit, haben also durchaus nichts abgehoben Elitäres an sich. Persönlich suchte ich ein Ehrenamt, das mir im Alltag durch seine Anforderungen Struktur gibt, mir aber gleichzeitig Möglichkeiten für eigene Gestaltung lässt. Die sich ergebenden menschlichen Kontakte sind eine besondere Bereicherung, die für den Zeitaufwand vollauf entschädigen.
Die Sektion Niebüll–Südtondern feierte 2023 ihr 100-jähriges Bestehen – im selben Jahr, in dem auch die Nordsee Akademie Jubiläum hatte. Worauf blicken Sie mit besonderem Stolz zurück – auch in Ihren inzwischen 20 Jahren als Sektionsleiter?
Als Leiter einer hundertjährigen Institution ist mir bewusst, auf der erfolgreichen Arbeit meiner Vorgängerinnen und Vorgänger aufzubauen. So haben wir 250 Mitglieder, darunter Kommunen im Umkreis, Schulen, aber auch Firmen, die unsere kulturelle Arbeit für die Region schätzen und unterstützen. Mit jährlichen Fahrtangeboten setze ich eine Tradition meiner Vorgängerinnen fort, ebenso mit dem traditionellen Besuch des Nolde-Museums, ebenso einem Mitglied bei uns. Diese Zusatzangebote vertiefen auch die menschlichen Kontakte, was unsere Mitglieder zu schätzen wissen. Durch jährlich zwei Briefe (Jahresanfang und Herbst) versuche ich, diesen Kontakt zu halten. Die erfreuliche Zusammenarbeit im Vorstand verteilt die Arbeit auf mehrere Schultern. Eine thematisch breite Auswahl der Vorträge wird durch Besprechung im Vorstand und Einbindung von Mitgliedern sichergestellt.
Seit vielen Jahren finden die Vorträge der Universitätsgesellschaft regelmäßig in Leck – in der Nordsee Akademie – statt. Was bedeutet Ihnen diese Zusammenarbeit? Was wünschen Sie sich von uns, und wie könnten wir die Zusammenarbeit vielleicht noch weiterentwickeln?
Die Zusammenarbeit mit der Nordsee Akademie setzt eine alte Tradition fort, wurde doch im vorigen Jahrhundert eine eigene Sektion Leck einmal von dort geführt. Unsere beiden Institutionen sorgen jede auf ihre Art für eine breite Wissensvermittlung. Wir nutzen sehr gerne das professionelle Angebot der Nordsee Akademie für die beiden Vorträge, die wir in Leck anbieten. Die gute Ausstattung und das angenehme persönliche Klima geben einen vorzüglichen Rahmen.
Ich könnte mir eine weitere Zusammenarbeit durchaus vorstellen, da sich bestimmte Bildungsangebote der Akademie sicherlich durch thematisch passende Vorträge ergänzen ließen. Besonders Angebote zur Regionalgeschichte Schleswig-Holsteins könnte ich mir bei einem landeskundlichen Kurs in der Akademie vorstellen. Dazu müssten wir allerdings rechtzeitig in die Planung eingebunden werden. Wir stellen unsere Planung für das kommende Jahr gewöhnlich im Herbst auf.
Und noch ein Blick in die Zukunft: Welche Entwicklung wünschen Sie sich für die Universitätsgesellschaft Niebüll–Südtondern in den kommenden Jahren?
Unsere beiden Institutionen leben von dem persönlichen Kontakt bei der Wissensvermittlung. Den Wert des menschlichen Kontakts wird weder die Digitalisierung mit ihren elektronischen Möglichkeiten noch ein KI-Programm ersetzen können. Die Pandemie mit ihrer elektronischen Wissensvermittlung hat deren Grenzen deutlich aufgezeigt. Wir ermöglichen mit unseren Vorträgen die Begegnung mit einer Forschungspersönlichkeit, die ihr Fach repräsentiert und in der Diskussion auf Fragen und Beiträge der Anwesenden eingeht: ein unmittelbares Erlebnis. Das auch zukünftig anbieten zu können, wünsche ich mir auch für die Zukunft.
Vielen Dank!